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"KI und Kirche" - Ökumenische Pfarrkonferenz nimmt Künstliche Intelligenz in den Fokus

24.6.2025

Bei der ökumenischen Pfarrkonferenz ist Prof. Dr. Florian Höhne live aus Erlangen zugeschaltet und spricht über "KI und Kirche".
© Kirchenkreis
Bei der ökumenischen Pfarrkonferenz ist Prof. Dr. Florian Höhne live aus Erlangen zugeschaltet und spricht über "KI und Kirche".

Künstliche Intelligenz, kurz KI, oder im Englischen Artificial Intelligence (AI) sorgt für kontroverse Debatten, diskutiert wird in unterschiedlichen Bereichen über Nutzen, Chancen, Potenziale, Risiken und Gefahren der Technologie. Die einen sprechen bei KI beispielsweise von einem Tsunami, der die Menschen überrolle. Sie sei wie eine Naturkatastrophe, auf die der Mensch nur reagieren könne, stellt Prof. Dr. Florian Höhne ein KI-Narrativ vor. Er erklärt, was sich Menschen von KI erträumen, welche Hoffnungen oder Ängste sie mit ihr verbinden. Beim Tsunami-Narrativ aber fehle, welche Aufgabe dem Menschen zukomme. Künstliche Intelligenz sei eine menschliche Entwicklung, die von Politik und Wirtschaft vorangetrieben werde. Bestimmte Narrative seien in der Debatte um Künstliche Intelligenz immer wieder zu finden, erklärt Höhne und stellt eine Auswahl vor. Darunter auch das „Alltagslösungs-Narrativ“, bei dem die KI als sinnvolles Instrument verstanden werde, das dabei helfe Fragen im Alltag oder Beruf zu beantworten. Und ein weiteres nennt Höhne: Das „Übermenschlichkeits-Narrativ“. Dabei wird sich vorgestellt, dass die KI intelligenter wird als der Mensch, sie sich selbst und die Technik weiterentwickelt. Künstliche Intelligenz könne zwar Daten besser auswerten als der Mensch, aber den Menschen mache mehr aus als die bloße Datenverarbeitung. Das vergesse dieses Narrativ, sagt der Professor aus Erlangen, der dort Inhaber des Lehrstuhls für Medienkommunikation, Medienethik und Digitale Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität ist.

Er ist live zugeschaltet in die ökumenische Pfarrkonferenz des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein und des Dekanats Siegen. Rund 50 Zuhörende, darunter vor allem Pfarrpersonen, sind an diesem Vormittag in das Pfarrheim St. Joseph nach Weidenau gekommen, um an dem Treffen teilzunehmen, dass „KI und Kirche“ in den Fokus rückt.

Nach gemeinsamen Singen, Beten, einer Andacht und Begrüßungsworten von Superintendentin Kerstin Grünert (Evangelischer Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein) und Dechant Karl-Hans Köhle (Dekanat Siegen), leitet Köhle in das Thema ein und betont dabei „KI reproduziert, was Menschen vorher gesagt, gedacht oder gebetet haben.“ Intelligenz sei ein Geschenk Gottes an die Menschen. „Verantwortung zu übernehmen“, das liege an uns, sagt Köhle.

  • Superintendentin Kerstin Grünert (Evangelischer Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein) begrüßte die Zuhörenden und leitete in das Thema ein.

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  • Dechant Karl-Hans Köhle (Dekanat Siegen) begrüßte die Zuhörenden und leitete in das Thema ein.

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  Prof. Dr. Höhne von der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen blickt in die Vergangenheit zurück. Bereits in den 60er-Jahren gab es erste Versuche ein Therapie-Gespräch mit einem Computer zu führen. Der Professor gibt Einblicke, wie KI funktioniert: Sie könne „menschliches Denken, Handeln und Intelligenz simulieren“. Die Betonung liegt dabei auf dem letzten Wort.

„KI kommt schon jetzt in Kirchen und pastoralen Bereichen vor“, weiß der Referent. Sie sei im kirchlichen Leben bereits präsent. Christinnen und Christen nutzten sie beispielsweise, um Glaubensfragen zu stellen. In Diakonie und Caritas werde KI an manchen Orten beispielsweise für die Verwaltung oder Kommunikation eingesetzt, damit mehr Kapazitäten für die Arbeit mit dem Menschen freigesetzt würden.

Höhne spricht auch über die Problematiken mit KI. Er verweist auf den Datenschutz und das Urheberrecht. Die KI greife auf persönliche Daten zurück und werde mit diesen trainiert. Als Beispiel nennt der Referent die Sprache. Und KI lerne zum Beispiel Musikstücke auf der Grundlage bereits existierender Musikwerke zu schreiben. Hier könne das Urheberrecht von Musikerinnen und Musikern verletzt werden, gleiches gelte für Texte und Bilder. Ein weiterer Kritikpunkt: KI könne diskriminieren, denn wenn Menschen diffamierende und voreingenommene Sprache verwendeten, übernehme die KI diese. Höhne betont, dass Transparenz und Verantwortung mit in die Debatte eingebracht werden müssen: „Das muss transparent gemacht werden, wenn KI zum Einsatz kommt.“ Menschen sollten immer die Letztverantwortung haben. Der Professor spricht auch die Themen Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit an. Unter anderem sei der Energieaufwand für Künstliche Intelligenz enorm und benötigte seltene Erden würden oft unter schlechten Bedingungen für die dort arbeitenden Menschen abgebaut. Künstliche Intelligenz, so die Meinung des Wissenschaftlers, müsse zudem allen Menschen zugutekommen und alle müssten von den Vorteilen profitieren.

Und Höhne hebt hervor: „Das menschliche Gegenüber darf gerade in der Kirche nicht zum Luxus werden.“

Im Anschluss an den Vortrag diskutieren die Zuhörenden miteinander und gemeinsam mit Höhne. Dabei werden kontroverse Punkte wie der Datenschutz oder Desinformationen angesprochen. Auf die Frage, ob KI genutzt werden sollte oder nicht, antwortet Höhne: „Sie sind selbst alle Profis für den Bereich, in dem Sie arbeiten.“ Vor diesem Hintergrund könnten Menschen entscheiden, ob ihnen die Technologie helfe. Sie könne als Instrument dienen, unterstützen und vielleicht auch Ressourcen freisetzen, um wieder mehr der eigentlichen Arbeit nachzugehen.

Bei der Debatte stellt sich besonders heraus, dass der Mensch eine besondere Verantwortung mit KI hat, die er wahrnehmen muss. In der Diskussion um deren Nutzung sollten dabei die Fragen gestellt werden: „Wo wollen wir es mit Menschen zu tun haben? Was wollen wir zukünftig machen?“

Sarah Panthel

 

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